Die T-Party ist sehr mächtig in diesem, unseren Lande. Darüber habe ich kürzlich schon berichtet. Jetzt spüre ich es am eigenen Leib. Seit drei Stunden folge ich schon den Ausführungen der T-Party-Vorsitzenden über die Vorzüge von Kunststoffbehältern in der Küche. Tatort ist erneut eine konspirative Wohnung irgendwo in Köln.
Zehn weibliche Jünger hängen an ihren Lippen. Alle haben mindestens einen der Kataloge plus Bestellformular auf dem Schoß liegen und einen Kugelschreiber in der Hand. Ich habe rechts ein Glas Sekt in der Hand und links ein Bruschetta.
Es ist sehr unterhaltsam. Und sehr nahrhaft.
Wie erwartet bin ich der einzige Mann in dieser Runde. Das hat mir zu Beginn ein paar anerkennende und auch ungläubige Blicke beschert. Ich wurde auch kritisch beäugt. Umso mehr als bald klar wurde, dass ich die verfügbaren Getränke- und Essvorräte sehr engagiert reduzieren wollte.
Ich bin ja sehr aufgeschlossen gegenüber Neuerungen in der Küche. Nicht übel, die Waffeln aus der Silikonform. Schmecken tun die Waffeln ja. Auch wenn sie mit Öl, anstatt mit Butter, erschaffen wurden. Aber die Zubereitung des Teiges dauert fünf Minuten plus 15 Minuten Backzeit im Backofen. Und pro Form gibt es nur vier Waffeln. Das reicht für eine Person nur knapp zum Überleben. Da ich sehr asketisch lebe und panische Angst vor dem Verhungern habe, werde ich auf die Silikonform verzichten. Entweder steht ein Waffeleisen für fette belgische Waffeln in der Küche oder gar keins. Da bin ich etwas konservativ.
Ich sollte öfter an diesen Treffen teilnehmen. Zur Begrüßung gab es Sekt, ebenso bei der Vorführung der Messer, bei der Zerlegung der Salatschleuder und zu den Waffeln auch noch einen. Dann bin ich auf Wasser umgestiegen. Dazwischen habe ich mehrere Tagesrationen Chips, Erdnüsse und Schokoriegel genossen. Der sehr engagierten Gastgeberin sei Dank. Manchmal verwandelt sich Askese eben in Völlerei. Aber nur zu gewissen Anlässen. Und eine T-Party ist geradezu prädestiniert dafür.
Zwischen den Essattacken fordere ich die Mädels um mich herum zum zahlreichen Bestellen dieser unentbehrlichen Utensilien für die Küche auf. Da mir die Vorzüge der einzelnen Produkte nicht geläufig sind, erfinde ich ein einfach paar neue und verkaufe diese bahnbrechenden Innovationen beschwingt an mein Umfeld. Dafür ernte ich grinsende Gesichter und sogar ein paar Lacher. Ironie rules.
Der Orangenschäler ist obergeil. Dieser ist so konzipiert, dass das Fruchtfleisch nicht verletzt werden kann. Die Verletzlichkeit des Fruchtfleisches von Früchten hat mich in der Vergangenheit oft am Konsum derselben gehindert. Dieses unscheinbare Gerät ist auch eine echte Alternative zu teuren Skalpellen. Das Publikum besteht größtenteils aus Klinik-Fachpersonal und hat diesen Vorteil direkt erkannt. Damit sind minimalinvasive OP´s zukünftig auch durch ungeübte Laien in der Küche durchführbar. Zur Vorbereitung der OP wird der Schäler unter fließendem Wasser gereinigt. Dann wird der Schäler in der vorwärts- und rückwärts-laufenden Salatschleuder per Schleudergang gereinigt. Und los geht´s!
Auch sehr geil: der Teigschaber. Damit lassen sich Reste von Teig oder zuckersüßen Brotaufstrichen aus engen Gläsern und Behältern entfernen. Damit gehören verklebte Finger und Unterarme bis zum Ellenbogen endgültig der Vergangenheit an. Und man kann damit auch gut Zement in Fugen einarbeiten. Dual-use sozusagen.
Der Abend war ein voller Erfolg. Als zu später Stunde die Teilnehmer in die regnerische und kalte Kölner Nacht hinaustreten, sieht man nur zufriedene Gesichter. Der nächste Termin ist schon festgelegt. Ich bin dabei.
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