Ich kann kaum hinsehen. Es ist herzergreifend. Tränen des Glücks fließen. Der Hund des Tierarztes und die Hündin der angehenden Ärztin sind jetzt auch ein Paar. Er hat eine Pfote auf ihren Rücken gelegt. Oh, wie süß. Denken bestimmt die Mädels in diesem Raum. Ich finde, beide Hunde wirken lethargisch und blicken sehr gelangweilt aus der Wäsche. Entweder sind sie sehr gut dressiert oder jemand hat ihnen eine Familienpackung Beruhigungsmittel ins Fressen gemischt. Wahrscheinlich stimmt beides.
Dicht neben dem tierischen Pärchen stehen die Hauptdarsteller des Films: die gut gebaute, gut gebräunte und fleißige Medizinstudentin, die bis vor Kurzem noch mit einem erfolgreichen Arzt zusammen war, aber schon beim ersten Anblick ihres neuen Nachbarn, dem zu wechselnden Beziehungen neigenden Tierarzt, tief innerlich wusste, dass sie ihn, den neuen Nachbarn liebt und nur mit ihm ihr Leben verbringen, Kinder haben und glücklich sein will. Er, der junge Tierarzt, dessen Vater auch Tierarzt ist und in dessen Praxis er arbeitet und dessen Praxis er eines Tages übernehmen wird, legt bald seine Coolness ab und gesteht ihr seine leidenschaftliche Liebe. Sie kommen zusammen, heiraten, kriegen Kinder, sind glücklich. Dann hat sie einen Autounfall auf dem Rückweg von einem Abendessen mit ihm, zu dem er aber erst erscheint als sie schon weg ist, weil er sich aufopferungsvoll um einen Hund in der Praxis kümmern musste. Sie fällt bei dem Unfall ins Koma, alle sind darüber unglücklich und nach 90 Tagen soll er, der jetzt traurige Tierarzt, entscheiden, ob die lebenserhaltenden Maschinen abgestellt werden, weil nach 90 nur noch sehr wenige Menschen aus dem Koma erwachen. Er quält sich mit der Entscheidung und just bevor er sich zum Abschalten durchringt, wacht sie überraschend auf. Sie kommt geschwächt aber braungebrannt nach Hause, die Kinder fallen ihr um den Hals und spätestens jetzt fließen die Tränen. Alles ist gut. Alle sind glücklich.
Ich sehe mich um. Die schluchzenden weiblichen Besucher in diesem Kinosaal sind deutlich in der Mehrzahl. Und sie finden den Film gut. Zum Schluchzen schön. Übrigens haben alle in diesem Film haben etwas gemeinsam: sie sehen gut aus, sind gut gebräunt und sind alle beruflich erfolgreich. Die Landschaft, in der die Protagonisten leben ist auch schön. Alle leben in schönen Häusern, die direkt am Wasser liegen und unternehmen dauernd schöne Dinge miteinander. Ausflüge mit dem Boot, grillen, in der Sonne liegen, Bier trinken und luftige Bademoden vorführen. Wie es bei glücklichen Pärchen in schönen Landschaften im Süden der USA offenbar so ist. Alle Paare sind verheiratet und haben Kinder. Diese sind wohlerzogen. Oder kriegen die vielleicht auch Beruhigungsmittel? Nein, das glaube ich nicht.
Zu sagen, die Handlung dieses Films wäre vorhersehbar, ist deutlich untertrieben. Im Normalfall würde ich einen Zahnarztbesuch einem solchen Film vorziehen. Abwechslung ist mir schon wichtig. Aber es gibt Tage, da lasse ich andere die Entscheidung über die Abendgestaltung treffen. Ein Highlight heute Abend sind die beiden Kugeln Eis, die ich mit meiner bezaubernden Begleitung schon bei der Werbung vor dem Film esse. Und der Pärchensitz, den ich mit ihr teile. Ja, Eis während der ansonsten abstinenten Fastenzeit macht glücklich. Und ein Pärchensitz im Kino.
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