Die Pressekonferenzen mit den Trainern der EM-Mannschaften sind gefürchtet. Die Trainer werden von den Journalisten regelrecht gegrillt. Besonders Joachim Löw. Ihr wichtigstes Ziel: die Mannschaftsaufstellung für das kommende Halbfinale rauskriegen. Und: Wird Bastian Schweinsteiger rechtzeitig fit? Hält Boatengs Wade? Aber Joachim Löw bleibt immer cool, trinkt zwischendurch Espresso und beantwortet detailiert die Fragen der Reporter.
Reporter einer Tageszeitung: „Wird Mario Götze im Halbfinale auflaufen?“
Löw: „Der Mario ist ein Fußballer mit großer Übersicht. Er ischt jung, schnell und schon Weltmeischter. Sieht er den Ball, geht er instinktiv hin. Er ist ein Super-Mario, er ist ein Fußballer. Der Mario kann mit seiner Schnelligkeit ein Spiel entscheiden. Er trägt immer Kopfhörer im Mannschaftsbus und wippt dabei mit dem Kopf auf und ab. Ich könnte mir vorstellen, dass Mario wieder ins Geschehen eingreift. Möglischerweise auch im Halbfinale dieser EM.“
Reporter einer anderen Tageszeitung: „Wird Bastian Schweinsteiger rechtzeitig zum Halbfinale wieder fit sein? Wird er in der Startelf stehen?“
Löw: „Der Baschti hat eine wahnsinnige Erfahrung. Der Baschti eröffnet uns im Mittelfeld vielfältige Möglichkeiten, den Gegner unter Druck zu setzen. Er kann in unglaublischer Geschwindigkeit offene Räume besetzen, sie für den Gegner enger machen und für unsere Spieler wieder öffnen. Dann können wir mit den anderen Spielern diese Räume noch mehr einengen und besetzen. Wenn wir dann einen Kreis bilden, mit dem Ball mittendrin, kommen wir ungefährdet in den gegnerischen Sechzehner. Dann müssen wir den Abschluss suchen und wenn wir ihn finden, hat es der Gegner sehr, sehr schwer gegen uns. Der Baschti ist immer eine Option im Mittelfeld, links, rechts und auch im zentralen Mittelfeld und im defensiven und offensiven Mittelfeld sowiescho. Isch vertraue ihm. Er hat misch noch nie enttäuscht.“
Einige ausländische Reporter, die den Ausführungen von Löw per Synchronübersetzung folgen, blicken sich fragend an. Die deutschen Journalisten nicken, einer murmelt: „Aus der Viererkette macht Löw den Vierer-Kreis. Genial.“
Reinhold B., Reporter eines Fernsehsenders: „Yogi Löw, Sie sind mit der deutschen Nationalelf im Halbfinale einer EM angelangt, Sie sind Weltmeister, Sie werben für Haarpflegeprodukte, wie beurteilen Sie es, dass große Fußballnationen wie die Niederlande oder Brasilien die Qualifikation zur EM nicht geschafft haben? Sinkt das Niveau im internationalen Fußball?“
Löw: „Das Niveau in diesem Wettbewerb ischt wahnschinnig hoch. Es sind unglaublich starke Mannschaften hier, auch technisch überzeugende Mannschaften, die alles geben und uns unter Druck setzen wollen und dies auch tun. Wir müssen uns natürlich anstrengen aber wir sind auch wahnschinnig gut vorbereitet.“
Zwischenruf von Loddar M.: „Schweinsteiger ist doch kein Leitwolf! Der ist ein ewiges Talent. Zu meiner Zeit gab es solche Weicheier nicht!“
Löw: „Der Baschti ist natürlich ein Vorbild. Er ist ein Führungsspieler, er war es bei den Bayern, er ischt es bei Mänju und er ischt es in der Nationalelf. Wenn er im Training im Kreis läuft, laufen ihm die anderen Spieler hinterher. Er trägt die Binde, wenn er spielt. Spielt er nicht, trägt er die Binde nicht. Auch nicht im Training. Er ist ein bescheidener Leitwolf.“
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