Ich reiche ihm den Gutschein. Darauf steht in großen Buchstaben:

Vier Wochen Fitnesstraining für 20 €.

Er blickt auf den Gutschein, seufzt und hält ihn mir entgegen. Er fragt:

„Was glaubst du, hierfür zu bekommen?“

Ich lese ihm die Überschrift des Gutscheins vor, langsam und deutlich:

„Vier Wochen Fitnesstraining für 20 €?“

Er seufzt und schaut mich an, als ob ich kostenlos für ein Jahr in diesem tollen Einfach- , äh, Fit-Fitnessstudio trainieren wollte. Offenbar habe ich das Prinzip des Gutscheins nicht richtig erfasst.

Er: „Ich erkläre dir das mal. Du kannst hier vier Wochen für 20 € trainieren… .“

Er beugt den Kopf leicht vor. Er denkt. Offenbar muss er jetzt den bei irgendeiner Verkaufsschulung auswendig gelernten Text wieder raus kramen. Aber die Schulung muss schon länger her sein. Seine Stirn liegt in Falten.

„…dazu schließen wir einen Vorvertrag für eine Mitgliedschaft ab. Die Laufzeiten können frei festgelegt werden.“

Das beruhigt mich. Ich wollte auf jeden Fall eine Laufzeit unter dreißig Jahren abschließen. Wegen Planung und so.

Er: „Ich mal dir das hier mal auf.“

Das ist schön. Die Visualisierung von Inhalten hilft beim Verständnis derselben.

Er schreibt etwas rechts oben in die Ecke des Zettels. Dann malt er einen horizontalen Strich etwas weiter unten und einen vertikalen Strich darunter und schreibt Kurz und Basic auf den horizontalen Strich.

Er: „Du kannst 12 Monate für 24,90 € im Monat oder 22 Monate für 19,90 € im Monat trainieren.“

Er liest diese Zahlen konzentriert und langsam von dem Zettel ab. Ich bin mit einem Gutschein hier aufgekreuzt. Da ist der Beratungsaufwand wohl etwas höher.

„…hinzu kommt eine einmalige Start-up Gebühr von 49,95 € und zwei mal jährlich 14,90 € für Trainerunterweisungen.“

Aha, Trainerunterweisungen. Also soll ich den Jungs noch was beibringen? Oder werde ich im unfallfreien Gebrauch der Geräte unterwiesen?

Ich: „Diese zweimalige Fitnesskettentrainerunterweisungsgebühr ist zwingend, vermute ich?“

Er: „Ja, das gehört dazu.“

Das ist aber schön. Ich überlege kurz, ob ich ihm ein Verkaufstraining für viel Geld verkaufen könnte.  Und ein nachvollziehbares Preismodell gleich noch dazu. Aber das ist wahrscheinlich etwas zu einfach.

Ich rechne. Im Kopf und ohne Finger.

Ich: „Also muss ich im Fall „Kurz“ etwa 378 € pro Jahr zahlen und im Fall Basis  so 318 € pro Jahr?“

Er schaut mich an, dann auf den Zettel, nickt und sagt:

„So ungefähr.“

So ungefähr.

Ich: „Okay, dann wähle ich Kurz-Fit.“

Kurz-Fit, das hört sich interessant an. Nach kurzem, aber hoch-intensivem Training. Auf jeden Fall besser als nur Basis-Fit. Da reicht die Fitness bestimmt nur zum Erklimmen des ersten Stockwerks per Treppe. Ohne Kreislaufkollaps.

Er nickt wieder, reicht mir einen Zettel zum Ausfüllen. Name und Geburtsdatum sind anzugeben. Danach steht: Freiwillige Angaben. Diese lasse ich leer und reiche ihm das Dokument meiner Fit-Werdung. Er nimmt den Zettel, gibt die Daten in den Rechner ein. Und stockt.

Er: „Sagst du mir gerade noch deine Handy-Nr. und die Mail-Adresse?“

Ich: „Möchte ich nicht angeben. Schlechte Erfahrungen. Spam und so. Außerdem sind das freiwillige Angaben.“

Er ist nicht zufrieden mit der Antwort und fragt nach. Und dann nochmal.

Ohne Erfolg.

Er: „Dann schreibe ich rein, dass du die Angaben auch nach mehrmaligen Nachfragen nicht machen wolltest.“

Das ist sachlich vollkommen richtig.

Ich: „Das stimmt.“

Er druckt zwei Seiten aus und reicht mir das Ergebnis seiner Bemühungen. In zweifacher Ausfertigung.

Er: „Hier unten unterschreiben.“

Ich beginne den Vertrag interessiert durchzulesen. Mein Gefühl sagt mir, das irgendwo meinen DNA-Code, meine Schuhgröße und die Anzahl und Namen ehemaliger Bettgenossinnen mit Fitness-Vertrag der Stufe Premium bei dieser Fitness-Kette auftauchen.

Ich: „Duschen kostet extra? Ist das euer Ernst?

Er nickt: „50 Cent für fünf Minuten.“

Wie viel Wasser kann ich in dieser Zeit sinnlos vergeuden?

Ich: „Also immer Kleingeld dabei haben.“

Er: „Wir können jederzeit wechseln.“

Ich: „Gut. Das beruhigt mich ungemein.“

 

Hier geht es weiter mit Teil 2.