Beim Decken des Tisches für das Frühstück heute Morgen meine ich erste Zeichen einer Altersdemenz zu erkennen.

Meine Küche ist klein, gemütlich und hat die Form eines „L“. In der kurzen Ecke des „L“ steht eine sehr bequeme Couch, deren Sitzhöhe etwas niedriger als normale Stühle ist. Man sitzt also tief und bequem. Deshalb kostet es ein wenig Überwindung, aus dieser bequemen Sitzposition wieder aufzustehen. Das musste ich aber vorhin fünf Mal, weil irgendwelche essentiellen Bestandteile auf dem Frühstückstisch fehlten.

So lagen zwar Mozzarella, Tomaten und Basilikum bereit, das Olivenöl fehlte aber. Die French Press war mit Kaffee und heißem Wasser befüllt, das Oberteil der Presse, welches zum Trennen von Kaffeesatz und Kaffee dringend benötigt wird, lag aber noch in der Spüle. Die Gründe für die anderen drei Mal aufstehen habe ich schon wieder vergessen. Oder verdrängt.

Worüber wollte ich jetzt doch gleich schreiben? Ach ja, das Frühstück, Auswahl, Entscheidungen etc..

Am Ende war der Tisch vollgepackt. Das Frühstück konnte beginnen. Vor dem Frühstück war ich beim Bäcker und habe mir vier Brötchen geholt. Vier verschiedene Brötchen natürlich. Sesam, Normal, Roggen und noch eins.

Auswahl zu haben ist mir wichtig. Schließlich kann ich beim Bäcker noch nicht wissen, worauf ich gleich am Frühstückstisch Lust haben werde. Also lieber mal vorsorgen.

Als ich endlich auf der Couch saß, fiel mir ein, dass ich ja ein Croissant vom Bäcker mitbringen wollte. Das machte aber gar nichts, weil ich mittlerweile eher Lust auf etwas Herzhaftes hatte.

Letztendlich standen auf dem Tisch, neben zahlreichen Lebensmitteln, fünf Flaschen: Olivenöl, Aceto Balsamico, Vanille-Sirup für den Kaffee, Milch und noch irgendwas. Nein, ich weiß nicht mehr, was.

Auswahl zwingt zu Entscheidungen. Große Auswahl bedeutet Druck, sich entscheiden zu müssen. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das typische Single-Probleme seien. Und das zeige sich schon am Frühstückstisch. Drei Marmeladen, Honig, jeweils drei Sorten Wurst und Käse… . Alles da, aber der moderne Single ist trotzdem nicht zufrieden. Weil die Auswahl zu groß sei und ihn das Treffen einer Entscheidung überfordere.

Ich hatte heute Morgen nur eine Sorte Wurst, keinen Käse, Frühlingsquark und die oben bereits genannten Dinge auf dem Tisch stehen. Den Honig habe ich erst geholt, als ich die zweite Hälfte des zweiten Brötchens mit Butter bestrichen hatte und ich mich gegen den Schinken als letzte auf dem Tisch verbliebene Alternative zum Belegen der Brötchenhälfte entschieden hatte. Der Frühlingsquark war da schon alle. Ich hatte zwar noch einen Neuen im Kühlschrank stehen, aber das geschmackliche Verlangen ging zu diesem Zeitpunkt eher in Richtung „Süß“.

Also kann ich zusammenfassend sagen, dass ich heute Morgen nicht mit dem Single-Problem der zu großen Auswahl konfrontiert war, sondern aus den wenigen kulinarischen Optionen auf dem Tisch das für mich optimale, geschmackliche Frühstücksergebnis destilliert habe. Mozzarella mit Tomaten und Gewürzen, fein abgeschmeckt mit Olivenöl und Aceto Balsamico schmeckt immer großartig.

Und das mehrfache Aufstehen zur Ergänzung fehlender Bestandteile des morgendlichen Frühstücksangebots schiebe ich einfach mal auf die sehr angenehme morgendliche Trägheit. Im Zustand zufriedener Tiefenentspannung stehe ich doch gerne mal extra von der Couch auf.

Ich wünsche einen angenehmen Sonntag.