Mit dieser Frage wurde ich vor kurzem in einer Online-Umfrage konfrontiert. Mein erster Gedanke war: Nein, ich bin nicht eitel.
Ich führe keine rituellen Fußwaschungen mit speziellen Wässern durch. Ich lasse mir die Zähne nicht bleichen. Ich gehe zum Friseur, um Gewicht zu verlieren und nicht um mir eine Dauerwelle anfertigen zu lassen.
Ich pflege keinen besonderen Pflegerituale. Warum auch? Duschen, Zähne putzen, rasieren und Bart stutzen, etwas Deo auftragen. Einmal kurz durchs sommerlich kurze Haar gegangen. Das Ergebnis dieser sehr übersichtlichen Pflegemaßnahmen überzeugt. Wie ich mir von kompetenten Fachfrauen habe rückversichern lassen.
Ich schminke mich auch nicht. Ich bin erstaunt, dass das bei Männern immer mehr in Mode zu kommen scheint. Ein befreundetes Pärchen streitet sich seit ein paar Wochen regelmäßig über die Badnutzungszeiten. Er pocht auf die gleiche Zeit im Bad wie sie. Weil er sich eine kleine, aber teure Sammlung Kosmetik zugelegt hat. Kosmetik für Männer.
Ihr Hinweis, dass sie langes, welliges Haar hat, welches ihm ja wohl sehr gut gefällt und sie folglich viel Pflegezeit im Bad investieren müsse, lässt er nicht gelten. Sein Argument: Sie sehe so schon toll aus. Er sei acht Jahre älter als sie und würde ohne grundlegende morgendliche Auffrischung nur noch als Gebrauchtwagen mit erheblichen optischen Mängeln im untersten Preissegment durchgehen. (Er ist übrigens Autoverkäufer und kann nur sehr schwer abschalten).
Ihre Standardantwort:
„Der Lack ist ab, Schätzelein. Ausbesserungen helfen da nicht mehr.“
Dann verschwindet sie im Bad und fönt hingebungsvoll mehrere Stunden gutgelaunt ihre Haare. Und dann muss er im Gebraucht-Look Neuwagen verkaufen. Das passt auch nicht so ganz. Meint er. Ich enthalte mir da der Stimme. Ich finde, man ist so gebraucht wie man sich fühlt.
Letzte Woche stellte ich beim Blick in meinen kleinen Spiegelschrank im noch kleineren Badezimmer fest, dass mein Deostick das Ende seines duftenden Produktlebenszyklus erreicht hat. Es handelte sich dabei um ein Geschenk einer lieben Freundin. Sie hatte sich intensiv mit Körperpflegemitteln für Männer beschäftigt und mir eines Tages ein Geschenk überreicht. Mit dem Ergebnis, das ich plötzlich in den Besitz eines Deosticks, Duschgels und Parfüms von Davidoff kam. Ein Parfüm dieses Anbieters hatte ich vor Jahren schon mal in Gebrauch.
Und ich gebe gern zu: es duftet gut. Sofern es nur dezent aufgetragen wird. Ansonsten drohen Atemnot und ein nachhaltiger Asthmaschub. Wie bei den meisten Duftartikeln.
Der Deostick war also am Ende seiner Lebensdauer angelangt. Also führte mich der Weg in Drogerien und Parfümerien um Nachschub zu besorgen oder eine Alternative zu finden. Ich meide Parfümerien im Allgemeinen. Das ist zu viel von allem: deutlich zu viel Duftimpressionen und die Verkäuferinnen wetteifern darum, wer die dickste Schicht Make-up hinbekommt. Ich frage mich immer, ob sich diese Frauen vor dem Knutschen abschminken müssen.
Da spielen auch persönliche Erfahrungen eine Rolle. Vor einigen Tagen habe ich eine Kneipentour durch Nippes unternommen. Als ich am Mittag des Folgetages nach kurzem Schlaf erwachte, zeigten meine Lippen eine ungewohnte rote Färbung und an Kinn und Hals waren Spuren einer (vermutlich) Bräunungscreme zu erkennen. Ich bin zwar leicht gebräunt, aber diese Farbnuancen stachen doch deutlich hervor. Gefühlt sah ich farblich leicht misshandelt aus.
Beim Deo-Kauf habe ich mich übrigens für die Handelsmarke der Drogerie-Kette entschieden.
Auf die elektronische Frage Bist du eitel? habe ich geantwortet: Hin und wieder.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.