Der Herbst ist in Köln angekommen. Morgens und in der Nacht ist es jetzt ein wenig frisch. Bisher habe ich keine Heizung gebraucht. Die Wärme der hochtourig laufenden Siebträger-Espressomaschine und die Abwärme beim Kochen reichten aus, um ein wohliges Körpergefühl zu erzeugen. Und durch die großen Fenster fällt viel Licht in die Wohnung und heizt sie auf.
An heißen Sommertagen sitze ich deshalb mit Sonnenbrille und Badehose bekleidet am Schreibtisch und versuche ein festkleben an Demselben zu vermeiden. Dann winken mir immer wieder fremde Menschen aus den gegenüberliegenden Häusern zu. Ich winke zurück und freue mich über die netten Menschen in meinem Veedel.
Jeder Mensch empfindet die jeweilige Umgebungstemperaturen anders. Letzte Woche saß ich noch mit T-Shirt und kurzer Hose bekleidet in der Sonne vor einem Café um die Ecke, dem Wohnraum. Ich fühlte mich geschwächt und hatte einen körperlichen Tiefpunkt erreicht. Mein Körper hatte gerade ein gewaltiges Stück Schoko-Raffaello-Kuchen aufgenommen. Optisch und geschmacklich opulent, vereint dieser Kuchen den Geschmack hochwertiger Kakaobohnen mit der maximal beim Backen erreichbaren Kalorienzahl. Und damit muss das Verdauungssystem erst mal klarkommen. Es brauchte mehrere sehr scharfe Espressi, bis ich die Talsohle durchschritten und das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Dieser angenehme Prozess dauerte ein paar lange Minuten.
Mein Gesicht war im Schatten des Sonnenschirms vor den Sonnenstrahlen verborgen. Die Arme und Beine wurden von der Sonne beschienen. Die durchschnittliche Temperatur empfand ich als angenehm. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Genau richtig für sommerliche Klamotten. Laut Wetter-App sind es knapp 21 Grad.
Da liefen zwei junge Frauen vorbei. Ihre Kleidung zeigte den Zuschauer:
„Wir joggen. Bei diesen krass winterlichen Temperaturen.“
Beide trugen weiße Laufschuhe, schwarze Laufhosen und dazu eine dicke Winterjacke mit Kapuze bzw. eine dicke lila Weste plus dickem Schal. Die Frau mit Weste hatte ihre Hände in Handschuhe gepackt. Und sie froren. Beide. Das war zu sehen und zu hören. Das Klappern ihrer Zähne übertrug sich für ein paar Sekunden auf die Kaffeetassen auf den Tischen. Es klirrte. Die Augen der Café-Gäste blickten das sportliche Duo interessiert an
Das Lauftempo war ein schnelles Gehen, plus einen Schritt pro Minute schneller, um ein Erfrieren an Ort und Stelle zu vermeiden.
Ein interessanter Gegensatz.
Frauen frieren immer. Die meisten jedenfalls. Ganz schlimm ist es ja abends beim Betreten des Schlafzimmers. Regelmäßig bin ich früher zuerst ins Bett gegangen um das Bett für meine Angebetete vorzuwärmen. Wenn sie dann ins Bett kam, musste ich erst sie aufwärmen und dann zum Schlafen auf die kalte Seite des Bettes wechseln. Irgendwann in der Nacht bin ich dann frierend aufgewacht. Meine Decke war verschwunden. Weil sie sich heimlich in beide Decken eingerollt hatte. Dann begann das Ringen um einen winzigen Anteil einer Decke für mich. So gesehen habe ich einen Nebenjob als Heizer. In den Sommermonaten habe ich aber meist frei.
Heute habe ich mich zum ersten Mal mit der Bedienung der Heizung in meiner Wohnung beschäftigt. Die Heizung lässt sich über eine Anzeige im Wohnzimmer zentral steuern. Es gibt die Optionen Dauerheizen und Sparbetrieb. Die Temperatur kann mit einem Drehregler eingestellt werden. Die Skala geht von Aus bis 30 Grad. Ich habe mich für Sparbetrieb und etwa 21 Grad Temperatur entschieden. Seitdem sind die Heizungen zum Leben erweckt und es brummt leicht in der Wohnung. Während ich diesen Text schreibe, werde ich aber bereits wieder in herbstliche Sonnenstrahlen getaucht.
Also: Heizung aus und Sonnenbrille aufsetzen.
Ich wünsche euch einen schönen Herbsttag.
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