Sydney, Australien, An der Oper, 13:00 Uhr (Ortszeit)
Boah, ist das warm hier. Ich habe ja noch meine Wintersachen an. Die Temperaturunterschiede hatte ich nicht eingeplant. Ich versuche am Fischmarkt am Hafen meinen hochwertigen Woll-Wintermantel gegen eine hochwertige Designer-Badehose, ein Badetuch und 15 Cocktails einzutauschen. Der Händler bietet mir eine handelsübliche Badehose, zwei Küchentücher mit dem Aufdruck „Australia – where some entdeckers have gone before“ und ein junges Känguru an. Das ist mir zu wenig. Zuwenig Beutel und die Sprünge sind zu kurz. Ich lehne ab. Er legt zwar noch einen lachsfarbenen Bikini und eine Harpune drauf, aber das Tischtuch zwischen uns ist bereits zerschnitten. Ich kann so nicht arbeiten.
Schwitz! Ich bin wirklich nicht auf einen Aufenthalt in heißen Klimazonen vorbereitet. Wenn jetzt die Tussi mit den aufgeklebten Riesenwimpern aus dem Café neben mir sitzen würde, wäre es etwas kühler.
Das ging alles etwas schnell. Spontanität wäre doch ein gutes Thema für den Blog. Bin ich eigentlich spontan? Da gibt es doch diesen tollen Spruch, den regelmäßig schüchterne Menschen von extrovertierten Menschen hören: „Sei spontan!“ Aber das ist auch das falsche Thema zum falschen Zeitpunkt.
„Taxi!“
Einmal zum Airport bitte. Und die Klimaanlage auf drei Grad runterkühlen. Mir ist WARM.
Brüssel, Belgien, Flughafen 5:52 Uhr
Die Maschine wurde nach Brüssel umgeleitet. Habe als Entschädigung ein Ticket für die Bahn und ein Gutschein für eine Hotelkette erhalten. Ich möchte wieder ans Meer, aber bitte mit winterlichen Rahmentemperaturen. Scheveningen ist nicht so weit. In Den Haag könnte ich gleich den Hotelgutschein einlösen. Ich eile zum Bahnhof und besteige einen Zug mit gelb-blauen Waggons, gezogen von einer Dampflok. Wird also ein paar Stunden bis zur holländischen Küste dauern. Die Zeit nehme ich mir.
Ich blättere in den rumliegenden Zeitungen rum. Holländisch ist eine lustige Sprache. Es wird viel über Fußball-Nationalmannschaft, Trump und Frikandeln berichtet. In der Reihenfolge. Titel: Lekker!
Scheveningen, Holland, am Strand, 15:07 Uhr
Mann, ich habe doch tatsächlich einen Sonnenbrand! Mein Gesicht ist leicht gerötet und die Haut kribbelt leicht. In Sydney waren es ja auch fast 40 Grad. Jetzt sitze ich unter einem Wärmestrahler und blicke auf das Meer. Eingewickelt in Decken. Die Luft ist kalt, das hilft gegen den Sonnenbrand. So lässt es sich ein Stündchen aushalten. Gut, dass der Deal mit der Badehose nicht geklappt hat.
Der Blick auf das Meer sorgt für einen entspannten Ruhepuls. Worüber schreibe ich denn jetzt? Die Stichwortliste ist länger geworden: Känguru-Weinetiketten, Taxifahren mit einem unterkühltem Taxi in Sydney, Spontanität, der angenehme Kohlengeruch beim Reisen mit Dampfloks. Die Megawimpernlady streiche ich jetzt endgültig aus der Liste. Hier ist genug kühle Luft.
Ich habe das Stoffkänguru vor mir auf den Tisch gestellt. Mit Blick auf das Meer. Das muss für so ein Stoffkänguru ein ungewöhnlicher Anblick sein.
Mir geht es hier richtig gut hier. Am Meer, das Geschrei der Möwen, frische Luft, Cappucino. Obwohl der Cappuccino ranzig schmeckt. Ist wahrscheinlich auch frittiert.
Ich klappe das Notizbuch zu. Es ist nicht viel passiert in den letzten Tagen. Das muss reichen.
Hier geht es zum ersten Teil der Rundreise.
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