Noch zwei Tage, dann ist es geschafft. Zumindest für dieses Jahr. Dann geht meine jährliche Intensiv-Meditationsphase zu Ende. Meditieren ist gar nicht so leicht, wenn man wie ich eher kinästhetisch veranlagt ist. Und alle Dinge, Gedanken und Fragen beim Durchqueren der heimischen Wohnung oder des Wohnviertels durchdenkt. Sitzen und gleichzeitig alle mich bewegenden Dinge zu durchdenken, ist eine große Herausforderung für mich. Deshalb wechsele ich denken im Sitzen mit denken im Gehen, denken im Liegen und denken im Umhersteifen ständig ab. Abwechslung ist mir sehr wichtig. Auch beim Denken.
Besonders das Denken beim Umherstreifen, auch Flanieren oder unterwegs sein genannt, ist ein Quell neuer Ideen für mich. Gestern hatte ich bei der Kombination denken und telefonieren einige neue, für mich sehr bewegende Erkenntnisse. Ich habe bei diesem Telefongespräch übrigens größtenteils auf einem Bürostuhl gesessen. Im Verlauf des Gesprächs habe ich aber mehrfach die Sitzposition gewechselt. Teilweise lag ich mehr auf dem Stuhl, als dass ich saß. Die Füße lagen mal auf dem Schreibtisch, mal waren sie an der Heizung angedockt. Und ich habe mit dem Handy telefoniert. Also fand das Gespräch mobil, also quasi in der Bewegung statt. Und Bewegung regt ja den Geist an.
Es ist ein schönes, ein inspirierendes Gefühl, sich ganz der Kreativität und der Freiheit der Gedanken hingeben zu können. Das ist besonders auffällig, wenn nicht weit entfernt viele Menschen fröhlich, aber unter leicht beengten Verhältnissen, Karneval feiern und diese die ihre Freiheit hochleben lassen. Ich habe dann eine innere Ruhe in mir, die recht selten zu mir findet. Dann geht alles und das vor allem leichter. Um nicht zu sagen: einfach.
Die Ideen sprudeln. Einfälle werden direkt in die Tat umgesetzt. Beim Schreiben fließen fertige Geschichten in die Tasten. Aus Chips und Mineralwasser werden opulente Vier-Gänge-Menüs. Beim Zocken am PC nehme ich es freudig mit dem Rest der Welt auf. Die Gedanken fließen. Das ist Freiheit im Kopf. Das einzige Problem ist, das ich all das, was gedanklich sprudelt, nicht sofort umsetzen kann. Weil es einfach zu viele Einfälle sind. Das sehe ich aber mittlerweile als Luxusproblem.
Wie kommt das? Der Rest der Welt feiert und ich bin fernab der Massen glücklich und kreativ. Es ist ein bisschen Abgrenzung, ein bisschen Klarheit über das eigene tun und vor allem die pure Freude über den Flow. Wenn ich gefragt werde, ob ich Karneval feiern gehe, sage ich scherzhaft:
„Ich kaufe für eine Woche Lebensmittel ein, umwickele das Haus mit Stacheldraht und meditiere.“
Das stimmt auch. Bis auf den Stacheldraht. Dieser ist sehr teuer und für die anderen Bewohner des Hauses ist es schwierig, die Drahtbarrikade ohne Schäden für Leib und Kostüm zu überwinden. Gerade bei der Rückkehr in den frühen Morgenstunden, wenn das Koordinationsvermögen nicht mehr so ausgeprägt ist.
Übrigens: Am nächsten Mittwoch beginnt die Fastenzeit. Dieses Jahr möchte ich wieder dieses Ritual aufgreifen und auf einige Genussmittel verzichten. Vor ein paar Jahren habe das bereits ausprobiert. Und, siehe da, es tat mir sehr gut. Da wurden einige ungesunde Gewohnheiten sichtbar und ein paar verloren geglaubte Fähigkeiten kehrten zurück.
Ich freue mich schon auf die nächste Meditation.
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