„Eiertomaten – drei Kilo nur fünf €!“

„Bittschön, bittschön, bittschön!“

„Bananen! Ein Kilo nur 1,30 €!!“

„Deutscher Spargel nur 5 € das Kilo!“

Der Markt auf dem Wilhelmplatz in Nippes ist für mich ein fester Bezugspunkt. Wenn mir nach Gedränge und Geschrei ist und wieder mal ein paar gesunde Naturprodukte ins Haus müssen, dann gehe ich zum Markt. Wenn ich kurz vor Toresschluss auf den Markt gehe, werde ich regelmäßig mit besonders verlockenden Angeboten konfrontiert. Mit dem Ergebnis, dass ich mich ein paar Tage lang ausschließlich von Bananen, Kohlrabi, Schnittlauch und Tomaten in den unterschiedlichsten Reifegraden ernähren muss. Damit wieder Platz in meiner Küche geschaffen wird und ich nicht ständig über Kisten mit Gemüse und Obst steigen muss und unfallfrei zum Kühlschrank durchkomme.

Ich mag marktfrische Naturprodukte. Diese werten Tiefkühlprodukte vom Discounter deutlich auf. Vor allem Pizza. Die Kombination Tiefkühlpizza mit Analogkäse, frischen Tomaten und Schnittlauch, der „jetzt aber wirklich mal langsam verarbeitet werden müsste“, schmeckt einfach gut.

Allerdings werde ich mittlerweile kritisch beäugt, weil ich sehr oft Pizza esse. Vor allem von ernährungsbewussten Menschen. Eigentlich sind es nur Frauen. Nein, nicht eigentlich. Nur Frauen. Ernährung ist jetzt nicht direkt mein Lieblings-Gesprächsthema. Weil ich Diskussionen über die optimale Ernährung unter Gesichtspunkten wie Bio, Vegetarisch und Gesund nur noch bedingt mitmache. Dafür bin ich zu Genussorientiert und zu nah bei mir.

Gut, ich habe meinen Fleisch-, Wurst- und Zuckerkonsum deutlich reduziert. Ich will aber nicht die wenigen Momente, in denen ich mir diese Art Lebensmittel gönne, mit Vorträgen über die ekstatischen Freuden veganer Ernährung belasten lassen. Das führt hin und wieder zu Spannungen mit allzu dogmatisch veranlagten Personen.

Da fällt mir was ein. Nein, auf. Diese haben alle etwas gemeinsam. Diese Personen. Eine, sagen wir, visuelle Gemeinsamkeit.  Nämlich die Lust. Also nicht die Lust, die animalische Lust im Sinne des Wortes. Sondern das genaue Gegenteil. Nennen wir es vorsichtig die sichtbare Lust am Untergewicht. Und beim Thema Untergewicht, oder, wie es manche Betroffenen gerne formulieren, sportliche Figur mit Modelmaßen, fühle ich mich nicht kompetent. Da fehlt mir der Ansatzpunkt. Das ist irgendwie nicht greifbar. Im Sinne des Wortes nicht greifbar. Da ist die eher Gefahr des Verhakens sehr groß. Bei Weißwein und Tiefkühlpizza ist das anders. Bei runden Gegenständen und fruchtigen Flüssigkeiten verhakt nichts. Da rollt und fließt es.

Ich stehe dazu, gerne Pizza zu essen. Oft und gern. Ein Supermarkt in der Nähe meiner Wohnung hat darum den Vorrat an billigen Zweier- und Dreierpacks Pizza dauerhaft aufgestockt. Zulasten von hochpreisiger Pizza mit Spinat und Zwiebeln und Bio-Pizza aus Natursauerteig mit garantiert frischem tiefgefrorenem Gemüse. Das ist wahrer Kundenservice.

Das kann aber auch zu ungeahnten Problemen führen. Letzte Woche habe ich mir am späten Vormittag einen Zweierpack Tiefkühlpizza geholt. Zuhause angekommen musste ich feststellen, dass das Tiefkühlfach in meinem Kühlschrank komplett voll war.  Notgedrungen habe ich beide Pizzen im Ofen erhitzt. Aber ich habe nur eine Pizza plus etwa zwei-drittel der Zweiten gegessen. Trotz der verführerischen Ergänzung mit Schnittlauch und fast marktfrischen Tomaten. Das Reststück kam in den Kühlschrank und wurde abends in der Pfanne knusprig erwärmt und genossen. Keine Nahrungsreste mussten entsorgt werden.

Bevor wieder böse E-Mails kommen: Ich habe nichts gegen vegane Ernährung. Aber bitte keine Vorträge und ausführliche Bekehrungsversuche zum einzig wahren Ernährungsglauben. Dafür bin ich zu alt. Und genussorientiert.

Wie ruft der Gemüsehändler auf dem Markt so gerne?

„Leckerleckerleckerleckerlecker!“