Ja, Wiederholungen sind schlimm, ich weiß. Meistens. Ich bin aber nicht das Unterhaltungsfernsehen. Deshalb ignoriere ich die Vergangenheit und mache was ich will.
Seit einer knappen Woche verzichte ich auf Süßigkeiten. Das kommt natürlich nicht von ungefähr. Seit die Temperaturen diese Woche langsam von winterlich auf frühlingshaft angestiegen sind, merke ich wieder dieses nervige Kribbeln in der Nase und auf der Haut. Ich niese öfter und die Nase läuft teilweise wie Wasser. Und wenn Nasen wie Wasser laufen, spätestens dann!, sollten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Erfahrungsgemäß mindert der Verzicht auf Zucker in jedweder Form das körperliche Umstellungsleiden bei mir von kalt auf warm. Der Körper ist überhaupt ein guter Gradmesser für das eigene Seelenheil. Werden Beziehungen oder Bekanntschaften im Frühjahr absichtlich oder unabsichtlich beendet, reagiert mein Körper sofort und fühlbar. War der Kontakt nicht gut für mich, also war es insgesamt eher mental kraftraubend oder gar sinnentleert, fiel die Allergie wesentlich schwächer oder blieb teilweise ganz aus. Fachleute würden sagen, da ist wieder was ins Gleichgewicht gekommen. Andersherum, lerne ich die richtigen Leute kennen, steigt die Laune und der Konsum von Weißwein. Und da ist ja auch Zucker drin. Dann gibt es statt allergischer Reaktionen eher leichten Kopfdruck am nächsten Tag.
Aber ich verzichte auch in anderer Hinsicht. Seit ein paar Tagen werden mir im unsozialen Netzwerk Fatzebuch keine Bilder mehr angezeigt. Ja, ich weiß, dass kann am Browser, dem Cache und tausend anderen Dingen liegen. Jetzt steht links oben in der Ecke der weißen Quadrate, dort wo normalerweise die Bilder angezeigt wurden, ein Text wie „Bild enthält einen Mann mit Sonnenbrille, Meer, debiles Grinsen, Selfie ohne Sinn.“ Natürlich könnte ich mir aus diesem Text und den Überschriften zusammenreimen, worüber dieser Post handelt. Das ist aber ähnlich unterhaltsam wie frisch gestrichener Farbe beim Trocknen zuzusehen. Ist dafür aber weitgehend geruchlos. Ohne Bilder ist die Sinnhaftigkeit dieses Netzwerkes noch ein deutliches Stück reduzierter als sonst. Folglich logge ich mich seltener ein und merke den deutlichen Zeitgewinn, den der Verzicht auf den elektronischen Zeitvertreib mit sich bringt. Jetzt kriege ich Mails von Fatzebuch, deren Inhalt mir mitteilt, welche tollen Neuigkeiten meiner Freunde ich verpasst habe. Also zum Beispiel den privaten Verkauf von drei gebrauchten Plastikblumenkübeln oder die Anfrage an die Community, wo man um 0.45 Uhr in der Nacht von Sonntag auf Montag hier in Nippes frischen Schnittlauch und vegane Schuhcreme im Farbton Neapelgelb herkriegen könnte. Das sind sicherlich für die Betroffenen essentielle Themen, für mich allerdings weniger. Ich entsorge meine gebrauchten Plastikblumenkübel direkt, Schnittlauch habe ich sicherheitshalber auf Vorrat eingefroren und Neapelgelb habe ich nur in Tubenform als Ölfarbe. Merke: der Verzicht auf elektronische Zeitfresser steigert das Freizeitzeitbudget. Das sagt ja schon die zweimalige Verwendung des Wortes Zeit in einem Wort.
Der Verzicht hat positive Folgen. Ich lese aktuell wieder drei Bücher parallel: Von Maxim Biller 100 Zeilen Hass (klasse), den neuen Stuckrad-Barre: Ich glaub, mir geht’s nicht so gut, ich muss mich mal irgendwo hinlegen. Remix 3 (okay) und Der vierte König von Stefan Winges (gut).
Samstags verzichte ich auch auf Brötchen vom Backkettenbäcker gegenüber und hole mir das von Hand erstellte Backteigerzeugnis vom Bäcker auf dem Markt. Die Verkäuferin trägt stilecht einen weißen Kittel und rechnet den Warenwert im Kopf mithilfe eines Kugelschreibers auf Pappe aus. Schön altmodisch. Das Ergebnis auf dem Frühstücksteller ist knuspriger, günstiger und schmackhafter als die Massenbacktriebmittelwerke.
Und jetzt verzichte ich auf ein zusammenfassendes Schlusswort für diesen Wortbeitrag für die Welt der elektronischen Medien und wünsche allen Leserinnen, Lesern und allen sonstigen Lebewesen jedweden Geschlechts, Form und Lieblingsgetränkes, die dies hier gelesen haben, ein schönes Wochenende mit frühlingshaft angenehmem Zeitvertreib.
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