Heute ist die Themenwahl sehr schwierig. Es passiert gerade so viel, dass ich von der Auswahl des Themas für diesen Text etwas überfordert bin. Es gibt einen deutlichen Blogthemenüberschuß. Das kommt hin und wieder vor, heute ist es ungewöhnlich ausgeprägt. Ich weiß jetzt schon, dass nach diesem einführendem Absatz wieder ein paar potentielle Textkomplettleser abspringen werden, weil ich nicht zum Thema komme. Aber ich bin ja noch auf der Suche nach dem Thema. Aber der Reihe nach.

Auf persönlicher Ebene peinigt mich gerade die alljährliche Allergie. Da freuen sich die Hersteller von Papiertaschentüchern. Folglich bleibe ich lieber zuhause anstatt die wärmenden Sonnenstrahlen zu genießen, lasse die Fenster geschlossen und werde dann gleich mit dem nächsten Thema konfrontiert. Nämlich dem Bedürfnis, meine Wohnung von überflüssigem materiellem Kram zu befreien. Ich besitze zu viel Kleidung, Bücher und unzählige Dokumente in Papierform, die irgendwo einsortiert werden wollen. Wobei die Sinnfrage, ob ein irgendwo Einräumen überhaupt zielführend oder entsorgen nicht die bessere Lösung ist, noch zu beantworten wäre.

Gestern hätte ich mir fast ein Buch über das richtige, also produktive, Aufräumen gekauft. Dies hätte das Problem aber vermutlich nur verschärft. Immerhin stehen in meinem Buchregal mehrere Bücher, ich zähle sie besser nicht, die seit längerem gelesen werden wollen. Und einige davon wurden mit der Intention gekauft, dieses bestimmte Buch sofort zu lesen und die daraus gewonnen Erkenntnisse sofort gewinnbringend in die Tat umzusetzen. Sowohl das Lesen als auch die angedachten Taten blieben aus. Ich bin zwar im Alltag mit Worten und Taten nicht sparsam, die vollbrachten Worte und Taten entsprechen aber nur selten den geplanten Worten und Taten. Im Ergebnis sammelt sich eine große Zahl ungelesener und nicht geistig nachvollzogener Worte und sehr viele nicht vollbrachte Taten an. Natürlich könnte ich diese Bücher auch einfach entsorgen. Dann ist wieder mehr Platz und Freiraum für, der aufmerksame Leser ahnt es bereits, ganz neue Worte und Taten.

Weitere mögliche Themen: In Köln läuft die wichtigste Messe für den fitnesszentrierten Menschen, die Fibo. Fibo, nicht Fido. Fido, dass ist diese Sache mit Platz! und Sitz! Also irgendwas mit schwerhörigen Hunden. Die Fibo ist eine große Messe und unglaublich Lifestyle. Wenn hier Lifestyle steht und nicht ein schönes deutsches Wort wie Lebensweise oder, noch schöner, Lebensart, oder, für die etwas älteren Leser Lebensführung, dann ist das ein deutlicher Hinweis auf etwas Modisches, Selbstzweckmäßiges, Sonnenbankgegerbtes und ähnliches, äußerliches.  Oberflächlich wäre sprachlich an dieser Stelle nicht ganz korrekt, weil Dinge wie Haartransplantationen (plastisch gesprochen: Lifestyle-Chirurgie), also Haare auf dem Kopf neu ansiedeln, weniger die Entnahme, und der großzügige Verbrauch von Lifestylemedikamenten aus der Apotheke (Schönheit von Innen), auch dazugehören.

Lifestyle ist essentieller Bestandteil der eigenen Lebensführung und gehört bei vielen Menschen einfach dazu. Genauso wie atmen und der mindestens achtmalige Blick pro Minute auf die Mobiltelefonanzeige. (Der Begriff Smartphone würde den Nutzer ebendieses Schlautelefons zu sehr kognitiv abwerten.) Lifestyle kann eine Phase sein, die das mit steigendem Einkommen und sinkender Sinnhaftigkeit entstehende Vakuum füllen darf. Und Fitness ist ganz wichtig. Fitness ist Pflicht. Fitness ist Veränderung, nämlich die Veränderung hin zum besseren Körper. Und der Körper muss ja sichtbar in Form sein, sonst kann so ein Messebesuch unangenehm werden.

Viele Menschen widmen ihre Existenz sehr stark der Veränderung ihres Körpers und der Arbeit. In genau dieser Reihenfolge. Wie ich in jungen Jahren erfahren habe, verändert die Arbeit am Körper, besonders Krafttraining, das Körperbewusstsein. Das merken besonders junge Menschen in der Pubertät. Zu dem schon vorhandenem pubertären Gefühlschaos kommt noch das übersteigerte Körperbewusstsein durch Krafttraining, Fitnesskurse und andere schweißtreibende, aber nur bedingt befriedigende Aktivitäten. Diese Aktivitäten werden auch im weiteren Lebensverlauf fortgesetzt und können in Verbindung mit einer starken Fokussierung auf eine fitnessorientierte Ernährung  die Pubertät bis in die späten Jahre der eigenen Existenz verlängern.

Meine eigene Fitness ist gerade deutlich eingeschränkt. Zum einen erzeugt die Allergie in meinen Lungen ein deutlich hörbares rasselndes Geräusch beim Ausatmen. Die Bronchien sind gereizt durch umherfliegende Pollen und geben diese Gereiztheit akustisch sehr eindrucksvoll weiter. Zumindest sorgt dieses Geräusch dafür, dass mir meine Mitmenschen weiträumig aus dem Weg gehen. Das finde ich beim Einkaufen am Samstagmorgen auf dem völlig überfüllten Markt sehr angenehm. Sonst aber nicht so. Zum anderen habe ich eine meine beiden kurzen Laufhosen entsorgen müssen weil infolge eines fehlenden Haltegummis (heißt das so?) im Bund dauernd runterrutschte. Und jetzt suche ich die andere kurze Laufhose seit einer Woche vergeblich. Wobei, suchen ist vielleicht etwas übertrieben. Ich habe in zwei von vier Taschen meiner Sporttasche nachgeschaut und bin dort nicht fündig geworden. Bisher habe ich die Suche nicht auf die Fächer der Kommode im Schlafzimmer ausgeweitet. Womit ich geschickt, aber ungeplant wieder den Bogen  zum Thema Aufräumen hingekriegt habe.

Die Allergie ist heute übrigens merklich zahmer als gestern. Der morgendliche Regenguss hat offenbar für etwas Entlastung gesorgt. Ich werde bald an die gereinigte Luft eilen. Um sie zu schnappen. Wie ein wacher aber nicht so fitter Dichter einst schrieb.