Manchmal reichen 50 Meter bummeln durch einen belebten Stadtteil aus, um genug Material für einen Beitrag für diesen Blog zu erhalten. Doch, wirklich. Ich gehe einfach mal los.
Schauen wir uns mal um. Die Angebotsvielfalt im Einzelhandel in diesem Land und dieser Stadt ist großartig. Nur die sprachlichen Stilblüten können da mithalten. So gibt es Fingerreparaturen für nur 4 € im Nail Shop. Ginge man mit einem beschädigten Finger ins Krankenhaus oder zum Arzt, würde die dortige Reparatur die Krankenkassen deutlich teurer zu stehen bekommen. Dafür spricht der Arzt im Regelfall deutsch und man muss nicht mit der vietnamesischen Nagelfachkraft mit Händen und Füßen über die richtige Vorgehensweise bei der Fingerreparatur diskutieren.
Nebenan kann man sich für wenig Geld einen veritablen Rentnerhaarschnitt schneidern lassen. Das geht sogar dann, wenn man erst im jugendlichen Alter ist. Die Bereitschaft, sich äußerlich an die älteren Semester anpassen zu wollen ist völlig ausreichend. Aber Vorsicht: Das ist alles nur meine Vermutung nach dem Blick auf die Preisliste im Schaufenster des Friseurs. Es könnte sein, dass das Vorhandensein von grauem Resthaar unbedingte Voraussetzung für die Durchführung eines Rentnerhaarschnitts ist. Oder ein Rentenbezugsausweis.
Im Supermarkt eins weiter gibt es Neapolitaner mit Haselnusscremefüllung im günstigen Viererpack (4x 65 Gramm). Nach dem Genuss des Viererpacks verspürt der Genießende aber keine Nähe zu südländischen Küstenbewohnern, sondern eher Übelkeit durch Überzuckerung. Nach dem zweiten Viererpack erfasst den Körper starke Müdigkeit, nach dem dritten Pack ist eine ausgereifte Diabetes schon in Reichweite. Deshalb Vorsicht vor dem vierten Viererpack am Stück. Das gilt auch für Torhüter.
Auf der anderen Straßenseite bestellt eine junge Frau mit mittellangem, sanft fallendem schwarzem Haar lächelnd in einem Café „Einen Expresso bitte“. Dafür kriegt die Bestellende einen mitleidigen Blick vom Kellner des Hauses und einen Espresso. Der muss zwar nicht unbedingt schmecken, entspricht aber zumindest äußerlich den Erwartungen an ein koffeinhaltiges Getränk.
Ich komme zum Ziel meines Bummels, einen Buchladen. Bei der Vorstellung meines aktuellen Buches im Buchhandel merke ich, dass Humor immer sehr individuell ist und sehr unterschiedlich aufgefasst wird. Wortspiele mit dem Begriff Achtsamkeit führt bei Menschen, die sich selber die Achtsamkeit auf die Fahnen geschrieben haben, immer wieder zu unwirschen Reaktion. Ähnliche Reaktionen habe ich bisher auch bei vegan orientierten Menschen beobachtet, die beim ersten Date mit einen anderen beziehungsinteressierten Menschen mit dessen gelegentlichen Fleischkonsumhintergrund konfrontiert wurden. Solche Gespräche liebe ich ja. Schönen Tag noch.
So, und jetzt gehe ich wieder die 50 Meter zurück. Diesmal ohne Notizen zu machen.
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