An meiner Küchentür hängt eine postkartengroße Grafik. Darauf ist ein hochpreisiges Cabrio in einer Seitenansicht zu sehen. Darüber steht der Text, ich zitiere wörtlich, oma`s kohle floss sofort in diese dreckschleuder um damit pradaschlampen aufzureissen. Der Text in einer schönen altmodischen Schreibmaschinenschrift gehalten. Das Bild habe ich vor Jahren auf einer Kunstmesse für ein paar Euro erstanden. Ich mag es sehr, weil es graphisch sehr schön gemacht ist. Der Druck ist gut und das Ganze wurde zur besseren Haltbarkeit in Plastikfolie eingeschweißt. Das Bild ist also auch noch abwaschbar und könnte, als Zusatznutzen, auch als Untersetzer für Kaltgetränke genutzt werden. Also ist es mehr als Kunst.

Inhaltlich stimme ich mit der Aussage des Werkes vollkommen überein. Für jede Zielgruppe, beziehungsweise Beute, muss es auch den passenden Köder geben. Dieser Köder allerdings erscheint mir deutlich zu groß und zu teuer, zumal das Interesse an Pradaschlampen meinerseits immer schon gegen Null tendierte. Bei Prada muss ich an übelriechende Düfte, unförmige Handtaschen von zwielichtigen Straßenhändlern und Frauen mit Tendenz zu farblich und geschmacklich völlig degenerierten Dirndln denken. Pradaschlampenjäger werden mir hier natürlich entschieden widersprechen und das aus ihrer Sicht mit Recht.

Das ist aber gar nicht das Problem. Während ich diesen Text schreibe, unterlegt das Schreibprogramm das Wort Pradaschlampen mit einem roten, wellenförmigen Strich. Und das Wort Pradaschlampenjäger auch. Es kann natürlich sein, dass das Programm beide Wörter schlicht nicht kennt und deshalb rot unterlegt. Oder es kennt die Wörter doch und ich habe sie falsch geschrieben. Zugegebenermaßen schreibe ich Wörter wie Pradaschlampe sehr selten. Das Wort war mir vorher schon längere Zeit vom Hörensagen geläufig, benutzt habe ich es im Alltagsgebrauch wirklich nur sehr sehr selten, wenn überhaupt. Meine Gedanken hierzu sind eindeutig, klar und nicht vorhanden.

Geschrieben habe ich Pradaschlampen bisher nicht. Also habe ich es heute, zumindest bewusst, zum ersten Mal niedergeschrieben. Das wäre eine Premiere. Und es wäre eine verpatzte Premiere, wenn das Wort falsch geschrieben wäre. Also muss ich der Sache nachgehen. In meinem Wörterbuch findet sich das Wort nicht. Auch online bei Duden.de taucht es nicht auf, stattdessen wird mir Stabtaschenlampe angeboten. Einen Zusammenhang zwischen Stabtaschenlampen und Pradaschlampen lässt sich nur über Umwege herstellen, deshalb lasse ich das lieber gleich sein.

Mir schwant ein übler Verdacht. Aus meinem direkten Umfeld, privat und beruflich wohlgemerkt, wird mir regelmäßig vorgeworfen ich würde Worte und Wortzusammensetzungen, also Wortungetüme in Form von Eigenkreationen oder Fremddiebstählen, durch vorsätzlich eingefügte Bindestriche entstellen. Anstatt die Wörter zusammen zu schreiben, so, wie es sich nun mal gehören würde. Das sehe ich ganz anders. Natürlich sind mir die Grundregeln der deutschen Rechtschreibung in mehr als nur groben Zügen vertraut. Das bringt eine berufsbedingte Fokussierung auf das Schreiben von Texten jedweden Hintergrundes und Inhaltes mit sich. Es ist demnach eine notwendige Voraussetzung dafür. Auch setze ich gewisse Stilmittel zur Prägung oder Auflockerung meiner Texte gezielt ein. Aber ein zwanghaftes einfügen von Bindestrichen gehört nicht dazu. Prada-Schlampen sieht doch seltsam aus. Oha, die Schreibweise Prada-Schlampen wird von meinem Textverarbeitungsprogramm  nicht rot unterlegt. Das Textverarbeitungsprogramm stammt von 2010, also sind neuere Entwicklungen in der Rechtschreibung nicht notwendigerweise durch Updates eingefügt.

Habe ich mich von der Schreibweise Pradaschlampen (ohne Bindestrich) auf dem Bild täuschen lassen? Nein, das Bild ist eine Grafik, somit Kunst und einem Künstler sind natürlich jedwede Änderungen an vorhandenen Konstrukten zur Erreichung seiner künstlerischen Aussage erlaubt. Deshalb werde ich meine Nachforschungen zum Thema Pradaschlampen mit diesem Satz beenden. Obwohl mir natürlich klar ist, dass dieser Text in meinem Umfeld zu Diskussionen führen wird. Da halte ich mich aber raus. Ich habe etwas Input gegeben, fortführen können das gerne andere an der Thematik Interessierte.