Es gibt diese Tage, an denen ich mich maximal unverstanden fühle. Da kommen per Mail Anfragen von Bloggerinnen, die einen Link zu ihrer Webseite in einer meiner Geschichten unterbringen wollen. Auf den Seiten dieser Bloggerinnen geht es um hochwertige Fashion News, tolle Schminktipps und die neuesten Styles. Wenn ich mir eine dieser Webseiten anschaue, entdecke ich vor allem viele Fotos von gut gelaunten jungen Frauen in den Klamotten der achtziger Jahre und sehr wenig Text. Und die Achtziger waren ästhetisch nicht gerade das Nonplusultra. Das habe ich bestimmt schon mal irgendwann geschrieben. Zumindest habe ich das schon öfter gedacht.

Mir ist klar, dass Entdecker unterwegs eine der letzten Webseiten in diesem Universum ist, die ohne Schminktipps und Fashion News auskommt. Und ich scheine eine der letzten Menschen in diesem Land zu sein, die keine eigene Schminklinie haben. Das wird auch so bleiben. Denn als ich vor einigen Jahren den ersten Beitrag für diesen Blog geschrieben habe, war mir vor allem klar, welche Themen ich nicht hier behandeln wollte. Ich weiß, Humor ist sehr individuell und das Konzept der Ironie und Satire wird nicht von allen Menschen geteilt und verstanden. Aber das macht ja nichts.

Da gibt es aktuell einen schönen Fall in den Medien, der dieses schwierige Probleme gut veranschaulicht. Eine mir bisher unbekannte Frau, die unter anderem angeblich als Influencerin, also Beeinflusserin bzw. Schleichwerberin tätig ist, und ganz, ganz viele Folger hat, also Menschen, die den sprachlichen Absonderungen der mir bisher unbekannten Frau auf den angeblich sozialen Medien folgen, diese Frau ist von einer als Fernsehkritikerin tätigen Journalistin als Komikerin bezeichnet worden. Sogar mehrfach. Die mir bisher unbekannte Frau möchte aber als Stand-Upper bezeichnet werden. Also als Stehgreif- bzw. Nummernkomödiantin. Weil der Ausdruck Komikerin unsexy sei, sagt sie.

Die Folgerinnen und Folger der böswillig als Komikerin bezeichneten Nummernkomödiantin  haben daraufhin aus Verdruss über die falsche Bezeichnung ihres Vorbildes die Journalistin über die sozialen Medien einen Shitstorm, also einen Sturm aus umherfliegendem Kot, beschert. Das ist allerdings nicht ganz wörtlich zu nehmen. Unter dem Begriff Shitstorm sind unflätige Beschimpfungen in Wort und Bild in den elektronischen Medien zu verstehen. Gewissermaßen wird der Versuch unternommen, geistige Verdauungsreste sprachlich aufzubereiten und in den Kreislauf der sozialen Medien einzuspeisen. Wobei einspeisen in diesem Fall auch kein gelungenes sprachliches Bild von mir ist. Das muss ich zugeben. Ich lasse es aber trotzdem so stehen.

Natürlich verstehe ich die erboste Reaktion der mir bisher unbekannten Stehgreifkomödiantin. Eine Stehgreifkomödiantin ist etwas grundlegend anderes als eine Komikerin. Okay, da kann es Schnittmengen geben, muss es aber nicht. Ein verbindendes Element wäre das Vorhandensein von Humor. Den sollten sowohl Komikerinnen als auch Stehgreifkomödiantinnen haben. Wobei es bestimmt auch vollkommen humorlose Exemplare dieser Spezies gibt. Keine Regel ohne Ausnahme.

Aus eigener Erfahrung weiß ich sehr gut, dass es ein Publikum gibt, welches über humorlose Dinge lacht. Und es gibt ein  Publikum, welches über witzige Dinge lacht, also vorzugsweise über die von mir erdachten Pointen in Textform. Auch zwischen diesen beiden Gruppen gibt es interessanterweise Schnittmengen, woran gut zu erkennen ist, dass das Verständnis von Humor sehr breit gefächert ist.

In jungen Jahren habe ich gerne die Serie Nonstop Nonsens mit Dieter Hallervorden geschaut. Damals wurde Herr Hallervorden in der Presse als Komiker bezeichnet. Er war großartig als Komiker. Wobei, eigentlich war das ja Slapstick. Egal, es war komisch ohne Ende. Allerdings habe ich später immer wieder vergeblich versucht, eine Flasche Pommes Frites zu bekommen. Und dann die Pommes doch nur ohne Flasche bekommen. Aber ich habe es mit Humor genommen.